Kreditgeschichte

Die Geschichte des Kreditwesens ist schon fast so alt wie die menschliche Zivilisation. Nachdem Geld als Zahlungsmittel den Durchbruch schaffte, folgte unmittelbar die Nachfrage nach Krediten. Bereits im antiken Griechenland konnte man sich bei Geldwechslern und Pfandleihern gegen eine Gebühr Geld leihen. Da es im Christentum ein generelles Zinsverbot gab, wurde die Vergabe von Krediten überwiegend von Juden betrieben. Obwohl sie bis in das Mittelalter Königen, Fürsten und ganzen Staaten Kredite finanzierten, waren sie zu keiner Zeit hoch angesehen und wurden in vielen Ländern von der herrschenden Klasse, aber auch durch die einfache Bevölkerung verfolgt, bedroht und teilweise ermordet.
Hintergrund dieser Verfolgung waren die enormen aufgenommenen Zinsvolumen. Der aufwändige Lebensstil am Hof musste ebenso finanziert werden wie z.B. auch Kriege. Durch ihre Untertanen erhielten die meisten Herrscher nur Abgaben in Form von Lebensmitteln und ähnlichen landwirtschaftlichen Produkten. Mit der Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Kreditgeber verfielen natürlich auch die Rückzahlungsverpflichtungen für die aufgenommenen Kredite.
Im Mittelalter wandelte sich die Vergabe von Krediten, auch die einfachen Bauern konnten so bei ihrem Lehnsherren Kredite aufnehmen. Diese Kredite wurden jedoch nicht in Geld, sondern größtenteils in Saatgut vergeben. Die Bauern verpflichteten sich, im Gegenzug einen Teil der zu erwartenden Ernte an den Lehnsherren zurückzugeben, welcher natürlich größer war als der erhaltene Teil. Bei auftretenden Missernten oder Naturkatastrophen waren die meisten Bauern nicht mehr in der Lage, die verlangten Abgaben zu leisten. Oft verloren sie ihr gesamtes Hab und Gut und zogen in die neu gegründeten Städte.
Einen Quantensprung machte die Entwicklung des Kreditwesens mit der Ausdehnung des internationalen Handels, besonders des Seehandels. Reeder ließen so ihre Schiffe auf Kredit bauen und versprachen im Gegenzug einen Teil der zu erwartenden Handelserlöse an den Kreditgeber. Gewürze, Rohstoffe und Sklaven waren die meistgehandelten Waren, welche riesige Gewinnmargen hatten. Auch auf Reisen befindliche Kaufleute verfügten über bestimmte Geldbeträge. Da sie diese nicht in bar mitnehmen wollten, hinterlegten sie bei ihrer „Hausbank“ einen bestimmten Geldbetrag und erhielten dafür einen Kreditbrief. Auf Reisen konnten sie sich je nach Bedarf bei bestimmten „Partnerbanken“ Geld auf diesen Kreditbrief auszahlen lassen. Diese Verfahrensweise war der Vorläufer des heute bekannten internationalen Kredithandels.
Mit der beginnenden Industrialisierung im England des 18. Jahrhunderts erreichte die Kreditvergabe nun eine neue Qualität. Durch die Erfindung der Dampfmaschine entstanden für damalige Verhältnisse riesige Industrieanlagen, die finanziert werden mussten. Der weltweite Siegeszug der Industrie führte in allen führenden Nationen zu einem enormen Geldbedarf. Viele neue Banken und Geldhäuser entstanden, die diesen Geldbedarf zu decken versuchten. Nach dem 2. Weltkrieg trat der Kredit den endgültigen Siegeszug als Finanzierungsmittel Nummer 1 an. Die enormen Zerstörungen konnten nur durch die Bereitstellung riesiger Finanzmittel beseitigt werden.
In den letzten vierzig Jahren wird der Kredit auch zunehmend bei Privatpersonen in Deutschland immer beliebter. Dabei gab es jedoch gewaltige Unterschiede zwischen der Kreditpolitik der BRD und der Kreditpolitik der DDR. In der Bundesrepublik war die Kreditaufnahme für Privatpersonen schon immer relativ einfach, in der DDR wurden Kredite nur im Ausnahmefall gewährt; dort erhielten junge Ehepaare einen so genannten Ehekredit in Höhe von 5.000,- (später 7.000,-) DDR-Mark. Dieser Kredit wurde zinslos gewährt und war in sehr kleinen monatlichen Raten zurück zu zahlen. Bei der Geburt eines Kindes wurde er um 1000,- Mark reduziert, bei jedem weiteren Kind um weitere 1000,- Mark. Herkömmliche Warenfinanzierungskredite waren in der DDR unpopulär und unbekannt. In den meisten Fällen sparten die Menschen jahrelang auf einen bestimmten Wunsch hin, welchen sie sich dann durch Barzahlung erfüllten.
Ab 1990 kamen auch die ehemaligen DDR-Bürger in den Genuss der leichten Kreditvergabe. In den ersten Jahren der Wiedervereinigung wurden mehrere hundert Millionen D-Mark an Privatkrediten an ehemalige DDR-Bürger vergeben, teilweise mit unglaublich hohen Zinssätzen und sehr geringer Bonitätsprüfung. Viele dieser Kredite konnten durch den sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht zurückgezahlt werden.
Da der Verschuldungsrahmen von Privathaushalten bundesweit immer mehr zunahm, wurde durch staatliche Seite mit der Einführung der Privatinsolvenz eine Maßnahme der schnellen Entschuldung geschaffen. Auch in Zukunft ist aber eher mit einem Anstieg des Kreditbedarfs sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Leben zu rechnen.
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